Schon lange war es ein großer Traum

oder anders gesagt: Wenn man nachts nicht schlafen kann, weil der Sternenhimmel so schön ist

Ja, die vielen Sterne am Nachthimmel, stundenlang könnte ich sie mir ansehen. Je länger man schaut, um so mehr sind zu sehen. In den Bergen sind die Sterne häufig zum Greifen nah. Schon lange ist es mein absoluter Traum, den Sternenhimmel fotografieren zu können. Es gibt so viele tolle Fotos von den Sternen, speziell von der Milchstraße, daß ich DAS auch können will. So hatte ich mich schon seit ca. 6 Monaten intensiv mit dem Thema Sternenfotografie befasst und bestaunt, welche Möglichkeiten es da alles so gibt.

Okay, am Anfang aber soll es erstmal nur ein normales Sternenfoto sein. Später die Milchstraße oben in den Cañadas auf Teneriffa (Kanarische Inseln). Hier oben ist es in der Nacht zum Glück noch so dunkel, dass die Sternenfotografie gut möglich ist.

Wir waren 12 Tage in den Dolomiten zum Skifahren. Damit ist man ja auch schon mal in den Bergen und oft sind da auch die Sterne zu sehen. Zwar keine Milchstraße, aber das ist am Anfang egal. Die ersten Tage hatte es nur geschneit oder die Wolken waren haufenweise da. Es gab einfach keine Sterne am Himmel zu sehen.

Kurz vor unsere Heimkehr war es dann nun so weit.

Schon als wir zum Abendessen fuhren, konnten wir einen Himmel voller Sterne sehen. Es war eine klare Nacht, teilweise kleine Wölkchen, aber ansonsten eine sternenklare Nacht. Der Mond war noch nicht aufgegangen.

Nach dem Essen war ich todmüde und hatte keine Energie mehr. Kaum zu glauben, ich weiß. Tagelang wartet man und dann ist man zu k.o. dafür. Ich sag ja, Ski fahren und Fotografieren sind schwer vereinbar. Zumindest wenn man so wie ich den ganzen Tag wirklich viel Ski fährt. Ich rede da von 40-50km am Tag mit vielen Höhenmetern, das ist aktiver Sport. So fiel ich ins Bett.

Doch ganze zwei Stunden später war ich wieder wach. Nee, das geht nun wirklich nicht. Ich habe nun hier die Möglichkeit es endlich auszuprobieren, ob meine recherchierten Kameraeinstellungen wirklich funktionieren oder nicht. Sind wir erst wieder auf Teneriffa (wo wir leben) muss ich erst eine ganze Stunde hoch auf den Berg fahren um das austesten zu können.

Dann kam das Gewissen, andere sagen Engelchen und Teufelchen. So, probier es jetzt endlich aus!!! Wenn nicht jetzt, wann dann??? Okay, das stimmt schon, aber Thorsten schläft schon tief und fest. Und jetzt Krach machen, das könnte doch Ärger geben. Verständlicherweise. Aber Aber Aber ….

Jetzt sind die Sterne da und der Blick ist super.

Also mach es jetzt und warte nicht. Es war nun wirklich nicht einfach. Ich überlegte krampfhaft und blickte dabei verträumt aus dem Fenster. In dem Moment sagt Thorsten zu mir, kannst du auch nicht schlafen? Ich meinte, bis eben hast du tief und fest gegrunzt. Thorsten meinte nur, er schnarcht nie. Ich: SUPER! Dann kann ich ja mein Fotoversuch machen! Und bekam nur als liebe Antwort: Lass dich nicht aufhalten.

So schlüpfte ich schnell in meine Skihose und Skijacke, Mütze auf und rein in die Puschen. Die Nikon D750 mit dem Superweitwinkel 14-24mm samt Stativ und Kabelauslöser geschnappt und ging raus auf den Balkon. Da stellte ich ganz nervös das Stativ ab und befestigte meine heißgeliebte Nikon D750 drauf.

Glücklicherweise kenne ich mittlerweile alle Knöpfe auswendig, so dass ich im Dunkeln alles ganz schnell einstellen konnte. Nur der blöde Kabelauslöser wollte sich nicht in die Kamera stecken lassen. Die Fingerchen wurden schon kalt, aber das war gerade so etwas von unwichtig. Dann fand ich auch endlich die blöde Steckverbindung.

Sternenhimmel und Mondlichtschein (f2.8, ISO 1600, 15mm, 30 Sek.)

Folgende Einstellungen habe ich dann mal fix ausprobiert:

  1. maximal offene Blende f/2.8 eingestellt,
  2. ISO-Automatik aus und auf ISO 1600 gestellt.
  3. Dann auf 14mm gedreht und
  4. Manuell scharf gestellt.
  5. Den Bildstabilisator musste ich nicht mehr ausstellen, der war ja schon aus.
    (Den vergesse ich gerne mal, was gar nicht gut ist = unscharfe Fotos).
  6. Belichtungsmesser und entsprechende Zeit gewählt
  7. Spiegelvorauslösung an
  8. Fernauslöser aktiviert
  9. Monitorhelligkeit des Displays auf +/-0 einstellen

Meine Herausforderung war, das Tal war noch total beleuchtet, obwohl es bereits schon nach Mitternacht war. Dann fuhren auch noch die Pistenraupen um diese Zeit auf den Pisten lang und machten schöne Lichtstreifen auf den Fotos und der Himmel war nachtschwarz mit leichter Blaufärbung am Horizont. Es war irre anzusehen. Diese Kontraste waren zu unterschiedlich. Nein, ich habe immer noch keinen Filter für dieses Objektiv. Aber irgendwie werde ich es hinbekommen. Ich will ja auch nur die Sterne haben.

Ich probierte mich in der Spotmessung im Tal im dunkleren Bereich vorne. Überall Scheinwerfer und helle Häuser und Straßenlaternen. Das hatte aber den Vorteil, dass ich im ersten Drittel alles ohne Probleme gut scharf stellen konnten. Über die OK-Taste kann ich mich ins Bild rein zoomen und so die Schärfe korrigieren. Dann probierte ich verschiedenen Belichtungszeiten aus. Besser ist es aber: Das Histogramm des gemachten Fotos zur Auswertung nehmen und entsprechend die Belichtungszeit anpassen.

Der Horizont wurde immer heller,

so dass ich mich fragte, was haben die denn da alles so beleuchtet in der Nacht? Ist der Lichtsmog mittlerweile so schlimm geworden? Schwer vorstellbar. Es wurde immer heller. Komisch. Okay, die Sterne!!! Und? Ja!!!! Ich hatte meine ersten Sternenbilder. Das Tal noch völlig überbelichtet, aber darum ging es auch nicht. Oben in den Bergen habe ich das Problem nicht. Hätte ich einen Filter, hätte ich den für das Tal verwendet.

Sternenhimmel und Mondlichtschein (f2.8, ISO 1600, 14mm, 15 Sek.)

Ja, ich hatte meine Sterne und war so richtig happy.

Glücklich ging ich zurück in das warme Zimmer und zeigte Thorsten die Fotos auf der Kamera. Wir beide grinsten wie kleine Kinder und waren vom Ergebnis echt positiv überrascht.

Bin ich froh, aufgestanden zu sein und diese Fotos gemacht zu haben. Sonst wäre dieser unvergessliche Moment nicht nur verloren gewesen, sondern ich hätte ihn gar nicht erst erlebt. Wieder ausgezogen im Bett blickte ich nochmal verträumt ins Corvaratal mit all diesen Sternen. Am Horizont wurden die kleinen Wölkchen jetzt völlig überstrahlt und der Scheinwerfer wurde so richtig hell. Da machte es endlich klick. Also manchmal hat man ja echt eine lange Leitung. Oder war ich einfach nur zu sehr mit meinen Sternen beschäftigt gewesen, so dass ich meinen heiß geliebten Mond vergessen habe.

Da kam dann der Halbmond ganz majestätisch empor.

Weiter rechts als erwartet. Hinten am Horizont direkt an der letzten  großen Bergkuppel kam er perfekt  im gleichen Winkel raus. Himmel, war das schön. Es war ein Moment, der mir echt die Sprache verschlug.

Thorsten sagte nur ganz leise zu mir:  Und keine Kamera mehr auf dem Balkon, das ist bestimmt ärgerlich für dich. Manche Dinge muss man eben im Kopf abspeichern und nicht auf dem Fotochip. Ich wäre viel zu langsam gewesen für den doch recht schnell aufsteigenden Mond. So genossen wir diesen unvergesslichen Anblick vom Bett aus. Einfach nur schön.

Die Kamera durfte nach der Aufnahme ja auch gleich die Rauschreduzierung durchführen, so dass ich mir ohne Bearbeitung sofort die Bilder von der Nikon D750 per WIFI aufs Tablet zog und gleich in die weite Welt an die liebsten Freunde schickte. Susanne habe ich gleich angestachelt: Sobald die Milchstraße zu christlichen Zeiten wieder auf dem Teide auf Teneriffa zusehen ist, sind wir da oben!!!! Die Bilder kamen, wie erwartet sehr gut an.

Das macht Laune auf mehr.

Zufrieden und müde fielen uns dann die Augen zu.

Schließlich möchte ich ja morgen früh wieder um 8.30h auf der Piste, oben auf dem Forcelles sein, auf der Fahrt mit dem Sessellift den Blick ins Tal zu genießen, um dann sagen zu können: GoPro Foto machen! 

Hoffentlich bekomme ich nicht noch einen GoPro Foto machen! flash.

Gute Nacht Mond und Sterne – wir sehen uns wieder. Versprochen

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