Einstieg in die Astrofotografie – kurz erklärt (Teil 2)

In Teil 1 „Einstieg in die Astrofotografie“ habe ich bereits alles zur notwendigen Foto-Ausrüstung und den passenden Kamera-Einstellungen erläutert. Was nun noch fehlt sind die manuelle Fokussierung und die korrekte Belichtungszeit, damit wir erfolgreich ein Astrofoto mit der Kamera einfangen können. Das ist nicht schwer.

Astrofotografie – Aufnahme

Den Sternenhimmel in der Dunkelheit der Nacht zu fotografieren ist etwas komplizierter als am Tage, denn der Autofokus ist in solchen dunklen Situationen absolut zum Scheitern verurteilt. Hier hilft nur die manuelle Fokussierung. Die Belichtungszeit ist auch abhängig vom gewünschten Effekt der Sterne. Punktförmig oder Startrails? In diesem Beitrag geht es um die Ablichtung von punktförmigen Sternen am Nachthimmel, die mit der entsprechenden Belichtungsformel errechnet werden können. Was ist nun zu tun, um ein „scharfes“ Foto zu erhalten?

Manuelle Fokussierung (Scharfstellung)

Da der Autofokus durch die Dunkelheit und Mangels großgenügendem Objekt hier versagt, hilft nur das manuelle Fokussieren. Worauf ist zu achten, damit der Sternenhimmel scharf fokussiert wird?

Denke daran, zum Anfang ist erst einmal auf dem Display im Live-View-Modus absolut nichts zu sehen, mit anderen Worten „außer schwarz ist nichts sichtbar“. Der Sucher ist übrigens für die manuelle Scharfstellung in der Astrofotografie (zumindest bei einer Spiegelreflex) nicht geeignet.

  1. Alle Parameter müssen schon eingestellt sein – es geht nur noch um die Scharfstellung durch die manuelle Fokussierung (Beitrag: Fotowissen Astrofotografie – Einstieg in die Astrofotografie Teil1)
  2. Fokusschalter (am Objektiv) auf manuell stellen!!
  3. Fokusring auf ∞-Unendlich stellen (bis kurz vor dem Anschlag. Neuere Ojektive haben manchmal sogar eine Einrastung dafür) –> Entfernungsskala an der Kamera dafür nutzen
  4. Im LiveView-Modus (Kamerahelligkeit +/-0 !!!) auf die 100% Ansicht mit der OK-Taste aktivieren
  5. Sterne im Ausschnitt aufsuchen (nicht am Rand des Ausschnittes und nicht die hellsten Sterne auswählen)
  6. vorsichtiges Fokussieren am Fokusring! bis die Sterne kleinstmöglich-punktförmig-scharf abgelichtet sind (siehe Hilfestellung)

Hilfestellung zur manuellen Fokussierung

  1. !Falls absolut keine Sterne auffindbar sind:
    kann die Displayhelligkeit dafür leicht erhöht werden, aber nicht mehr als +1! Es ist aber nur in dieser Situation eine „kurze“ Ausnahme. Anschließend sollte die Monitorhelligkeit sofort wieder auf  +/-0 zurück gestellt werden. Ansonsten gibt es verfälschte Belichtungswerte bei der Betrachtung des Fotos im LiveView-Display.
  2. Damit die Sterne scharf abgelichtet werden:
    Suche dir einen mittleren Stern heraus, vergrößerte diesen Stern auf die 100% Ansicht im LiveView-Modus (mit Hilfe der OK-Taste auf der Nikon). Drehe vom ∞-Unendlichen ganz leicht zurück bis dieser Stern so weit wie möglich kleinstmöglich als Punkt zu sehen war. Manchmal kommen spontan noch weitere kleinere Sterne dazu oder die größeren ploppen wie Seifenblasen auf. Fokussiere so lange, bis sie sich in kleinere punktförmig scharf abgebildete Sterne verändern. Und genau auf diesen winzigen Moment bin ich „scharf“, denn nur dann gibt es scharf abgelichtete Sterne (und keine unscharfen Seifenblasen-Effekte).

Belichtung – ISO-Wert & Histogramm

In der Astrofotografie muss unbedingt das Histogramm der Kamera zur Hilfe genommen werden. Nur so kann man wissen, ob eine Foto-Aufnahme ausreichend genug belichtet worden ist. Der schwarze Histogramm-Berg sollte dafür möglichst bis zur Mitte kommen. Die maximale Länge der Belichtungszeit wird schon für den Effekt der punktförmigen Sterne genutzt (siehe Belichtungsformel).

Nun bleibt nur noch die Einstellung des ISO-Wertes als Maßnahme für ein korrekt „hell“ belichtetes Foto. In der Astrofotografie sind ISO-Werte von 1600, 3200 bis 6400 normal. Die Rauschreduzierung kann von der Kamera bzw. in der digitalen Nachbearbeitung am PC vorgenommen werden. Du solltest das Rauschverhalten deiner Kamera kennen. Der ISO-Wert 6400 sollte möglichst nicht überschritten werden.

Nur noch mal zur Erinnerung: Rauschreduzierung an der Kamera: je nach Gusto und Situation

  • AN – entfernt Bildstörungen direkt in der Kamera (Nachteil: Belichtungszeit dauert doppelt so lang)
  • AUS  – keine nervige Pausen zwischen den Aufnahmen (Nachteil: Rauschverhalten muss in der digitalen Nachbearbeitung korrigiert werden)
  • AUS – bei Serienaufnahmen bzw. Zeitraffern nicht empfehlenswert (sonst sind die Pausen zu groß)

max. Belichtungszeit – Belichtungsformel für punktförmige Sterne

Nun muss man nur noch die maximale Belichtungszeit wissen um noch punktförmige Sterne ablichten zu können. Dafür gibt es verschiedene Berechnungsformeln.

  1. Die 500 oder 600 Regelung

    Diese max. Belichtungszeit hat schon einen leichten Beginn von Startrails (Elypsenform), welche aber nur in der 100% Ansicht wirklich ersichtlich sind. Das ist Geschmackssache!

    Wissen musst du nur, welchen Sensor deine Kamera hat. APS-C oder Vollformat? Und dazu noch die gewählte Brennweite.

    Die Formel ist einfach:

    500 : Brennweite = maximale Belichtungszeit in Sekunden für Vollformat-Sensor
    600 : Brennweite = maximale Belichtungszeit in Sekunden für Vollformat-Sensor

    500 : (Brennweite x Cropfaktor → häufig 1,6) in Sekunden für APS-C Sensor
    600 : (Brennweite x Cropfaktor → häufig 1,6) in Sekunden für APS-C Sensor


    Beispiel:
     24mm als gewählte Brennweite für Vollformat
    bzw. sind 24mm APS-C umgerechnete 38,4mm auf das Vollformat

    500 : 24mm = 20 Sek. für Vollformat (bei 600 wären es 25 Sek.)
    500 : (24mm x 1,6 = 38,4mm) = 13 Sekunden für APS-C  (bei 600 wären es 15 Sek.)

  2. Die Zerstreuungskreis-Regelung

    wird zum Beispiel mit der Smartphone App PlanIt! ermittelt, mit der die maximale Belichtungszeit errechnet wird, in der die Sterne auch in der 100% Ansicht immer noch punktförmig bleiben und sich nicht zur Ellipse entwickeln. Sie ist noch viel kürzer als die 500 bzw. 600 Regelung.

Tipp! Dunkelheit

Bedenke, dass die Pupillen der Augen mindestens 10 Minuten brauchen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen und sich zu öffnen. Manche brauchen sogar viel länger – es kann bis 50 Minuten dauern. Benutzt du eine Taschenlampe mit weißem, grellem Licht, verengt sich sofort die Augenpupille wieder und die Wartezeit beginnt von vorne. Deshalb solltest du immer nur ein Rotlicht verwenden!

Deshalb:

  1. Rotlicht-Taschenlampe (statt weißes Licht)
  2. Kamera-Display auf schwarz und Monitorhelligkeit auf +/-0 stellen (siehe Punkt 1)
  3. Smartphone-Display ebenfalls abdunkeln. Benutzt du Astro-Apps, haben diese häufig einen Umschalter für Nachtsicht.
  4. Auch im Respekt den anderen Astrofotografen gegenüber sollte keine Taschenlampe mit Weißlicht verwendet werden.

So und nun raus in die Nacht zu den Sternen!

Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Einstieg in deine ersten Astrofotos und vor allem viel Spaß beim Ausprobieren… – Aber Vorsicht! Astrofotografie macht nicht nur Spaß, sondern auch noch süchtig. 😉 und du wirst zum Nachtschwärmer.

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