RAW versus JPEG
Das ist hier die Frage!?

Immer wieder kommt die Frage auf, warum ich nur noch im RAW fotografiere und einen „kleinen“ Anfall bekomme, wenn Thorsten (mein lieber Ehemann) an seiner Kamera FUJI-XT2 mal wieder zu viel daran rumgespielt hat und dann ungewollt von RAW in JPEG umgestellte.  Wie das geht? Keine Ahnung und für mich nicht nachvollziehbar. Aber darum geht es ja auch nicht. Fest steht nur, daß diese Fotos öfter mal „verlorene Momente“ sind, da eine Nachbearbeitung nix bringt und das dann immer wieder enttäuschend ist.

 

Aber zuerst einmal ist hier die Frage:
Für wen ist welches Format geeignet?

RAW: für alle, die ihre Fotos mit einem Foto-Bearbeitungs-Programm wie Lightroom bearbeiten möchten und auch müssen.

JPEG: für alle die, die keine Lust auf Nach-Bearbeitung haben und ihre Fotos – so wie sie sind – einfach nur abspeichern und ansehen wollen.

 

So, nun zur eigentlichen Frage:
Warum in RAW fotografieren von Vorteil ist!

Ein häufiges Gegenargument für RAW ist bei vielen die Dateigröße und die Datenmenge die sich mit der Zeit anhäuft. Das stimmt schon, ABER:

  1. die Speicherkarten für den Fotoapparat (meist SD-Karten) kosten nicht mehr die Welt. Es muss ja nicht immer das Maximum an GB-Größe sein, denn mit 16-32 GB-Karten kommt man schon sehr weit. Ich selbst habe immer 2-3 Karten mit auf der Fototour. Sicher ist sicher.
  2. Festplatten gibt es auch schon für den kleinen Geldbeutel und selbst für den Urlaub, gibt es schon kleine handliche externe Festplatten.
  3. alternativ gibt es auch externe SSD-Speicher. Die Kosten mehr, das ist richtig, dafür wiegen die gar nix mehr und die Laufgeschwindigkeiten für Übertragungen oder beim Arbeiten mit Fotobearbeitungsprogrammen wie Lightroom bringen sie richtig Spaß.
  4. Wer schon so richtig fleißig in RAW fotografiert hat, kann seine Daten auch auf einer NAS (wie Synology, Western Digital, Qnap, …) speichern und ist dann noch besser zugänglich. Diese Varianten wird immer mehr favorisiert und hat sehr viele Vorteile. Zum Bespiel die Datenmenge, je nach NAS-Modell und Größe der Festplatten können bis zu 10TB/Festplatte in eine NAS. Die Synology 1515+ hat Platz für 5 Platten a 10TB und kann mit 2 Erweiterungen aufgerüstet werden. So daß ein Maximum von 150TB erreicht werden kann. Allerdings kostet diese Variante natürlich auch mehr Geld. Keine Frage, aber eine Investition die sich lohnt und zwar nicht nur für die Fotos.

 

So, die Archivierung ist somit nun geklärt.
Also, warum nun RAW?

Frage: Stellst du immer alles perfekt ein und deine Bilder sind immer perfekt abgelichtet? Denkst du immer an den richtigen Weißabgleich? Die Belichtung, die Kontraste, die Farben – alles ist perfekt und du hast nicht das Gefühl, das deine Fotos etwas besser in der Performance sein könnten? Okay, dann kannst du weiter im JPEG fotografieren.

Ich ertappe mich ständig dabei, den Weißabgleich zu vergessen. Auch eine leichte Korrektur der Belichtung und der Gradation (Tiefen, Kontraste) bringen sehr viel.

Ein Foto in RAW nimmt alle Bild-Informationen auf – die vorhanden sind.

Sie werden im Foto festgehalten. Deshalb hat es ja auch diese große Datenmenge. Ein JPEG-Foto wird sofort von der Kamera komprimiert. Diese Informationen gehen dann für immer verloren. Ein JPEG-Foto kann man nicht nachbearbeiten. Wer das macht, Tschuldigung wenn ich das so jetzt sage (ist sonst nicht meine Umgangssprache),  aber der versaut sein Bild. Ein verändertes JPEG sieht einfach nur grausam aus. Das einzige was du machen kannst, ist den Bildausschnitt und den Horizontale Linie korrigieren, mehr nicht.

Von Martin Gommel (ehemals Kwerfeldein) wurde der Unterschied mal sehr schön erklärt.

Er nahm einfach nur eine Orange und quetsche diese komplett aus. Anschließend zeigte er diese zerquetschte Orange demonstrativ und sagte, so viele Informationen enthält noch ein JPEG Bild. Also fast nix.

Andere Argumentieren, wer im RAW fotografiert ist nur zu faul, vorher alles korrekt einzustellen. Das ließ mich nachdenken und diskutierte mit Mann und Freunden drüber. Hat die Kamera überhaupt die Möglichkeiten alles immer perfekt einzustellen? Stimmt und stimmt nicht.

  1. Wer ist immer perfekt in allen Einstellungen. Irgendeine Kleinigkeit ist doch häufig zu korrigieren oder zu optimieren. Mir geht es jedenfalls so.
  2. Die Bildqualität ist höher (je nach Sensor), da die Farbtiefe je nach Kamera zwischen 12, 14 und 16 Bit ist und somit mehr Abstufungen in Farben und Grautönen (Helligkeitswerte) hat. Ein Jpeg-Foto hat gerade mal eine 8-Bit Farbtiefe.
  3. Ich kann nicht auf diesem kleinen Live-View-Bildschirm alle Details perfekt erkennen und beurteilen. Dafür benötige ich einen großen PC-Bildschirm mit Lupenfunktion.
  4. Rauschverhalten der Kamera bei Langzeitaufnahmen. Die Kamera kann zwar nach der Aufnahme eine Rauschreduzierung durchführen, aber hat man die Zeit dazu (nicht möglich bei Zeitraffer) oder die Geduld dazu, nach jedem Foto die gleiche Zeit nochmal zu warten.
  5. Auch bei hoher ISO-Zahl, Farbrauschen und heißem Sensor kann das ggf. korrigiert werden. Und glaubt mir, dass „optimiert“ dein Foto – es ist ein Muss in solchen Situationen.

Zusammengefasst:

Ich versuche schon beim Fotografieren das Bestmögliche aus dem Motiv rauszuholen, um nur noch das Foto in der Bearbeitung zu optimieren – zu verfeinern, nicht zu verändern.

Es lässt sich für die Nachbearbeitung mehr rausholen, um „bessere“Fotos zu entwickeln. Deshalb „optimiere“ ich meine Fotos nur mit Lightroom (und nicht mit Photoshop & co.)

Um so optimaler die Motive von der Kamera eingefangen werden, um so weniger sitzt ich am PC.  Denn das ist reine Zeitverschwendung für mich.

Außerdem motiviert es, bei jedem Foto-Ausflug alles möglichst perfekt einzustellen und somit noch besser zu werden.

Versteht mich nicht falsch. Ich mag schöne Fotos. Ich finde es ärgerlich, wenn irgendetwas optimiert werden könnte und es wegen des falschen Formates nicht geht. Das ist ja schon fast wie mit Musik hören. Wer Wert auf guten Klang legt, hört sich nicht im komprimierten mp3 Format schöne Musik über eine qualitativ hochwertige Musikanlage an. Das geht doch nicht.

Probiert den Unterschied doch einfach mal selbst aus!

Übrigens – Tipp: sind wir im Urlaub und ich möchte schnell einfach nur ein paar Fotos an Familie und Freunde schicken ohne Bearbeitung, dann stelle ich die zweite Karte auf der Nikon D750 auf zusätzliches JPEG ein und nutzte nur dafür fix die Fotos. Ab in die Cloud und alle sind glücklich.

 

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