Voller Erwartungen…

So ging ich mit Sack und Pack die Treppen wieder hoch auf die Hafenmauer. Nicht: Wie wird das Wetter heute? Sondern: Diesig oder nicht diesig? Zu windig oder nicht? Licht oder kein Licht? …

Oben angekommen, bemerkte ich sofort, dass der starke Wind noch weiter zugenommen hatte. Unglaublich, auf dem Land selbst ist kaum etwas davon zu spüren gewesen. Es ist so, als ob der Wind um die Ostspitze vom Norden her herum weht. Der Wind kam direkt von vorn. Ein Versteck als Windschutz ist hier oben – wie befürchtet- weit und breit nicht in Sicht. Die Lichter der alten Öl-Bohrinseln, sowie die der  anderen Schiffe im Hafen und auf dem Meer waren bereits hell erleuchtet und die kurze blaue Stunde war auch schon voll im Gange. Das war imposant anzusehen. Der Wind dagegen war ganz großer Mist. Trotzdem ließ ich mich nicht davon abhalten und probierte es einfach aus.

Hafen von Santa Cruz zur blauen Stunde – Darsena del Este – (f/25, 4Sek., ISO 100, 200mm) – Kamera: NIKON D750, Objektiv: AF-S NIKKOR 200-500mm 1:5,6E ED VR

Mit dem Teleobjektiv (AF-S NIKKOR 200–500 MM) mit nur 200mm Brennweite bekam ich diese häßlichen und trotzdem irgendwie faszinierenden Öl-Bohrinseln zu fassen. Der Wind war so heftig, dass das Stativ gar keine Chance hatte, nicht irgendwie doch leicht zu vibrieren. Denn die Nikon D750 mit dem Tele-Objektiv bekommen schon ein nettes Gewicht von ca 3kg zusammen.

Zum Glück war das Restlicht noch ausreichend um eine recht kurze Verschlusszeit bei niedriger ISO wählen zu können, denn das Tele ist ja auch nicht so lichtstark. Und mit dem PlugIn von Presharper RAW in Lightroom konnte ich dann noch viele Details nachschärfen und so das Bild ausreichend optimieren.

Hafen von Santa Cruz zur blauen Stunde – Darsena del Este – zwei Schiffe im Päckchen mit Türmen (f/14, 5Sek., ISO 100, 200mm) – Kamera: NIKON D750, Objektiv: AF-S NIKKOR 200-500mm 1:5,6E ED VR

Ich fand es wahnsinnig erstaunlich, wie präsize ich bei dieser miesen Sicht die Details auf diesen zwei Schiffen im Päckchen liegend durch das Objektiv erkennen konnte. Das war mit dem bloßen Auge nicht möglich. Diese Schiffe sind echt spannend anzusehen. Die Aufschrift ENSCO am Bug des hinteren Schiffes verrät, dass sie zur Firma von den Öl-Bohrinseln gehören, die hier gerade gewartet werden. Allein schon von der Konstruktion her, finde ich diese zwei Antennentürmen sehr interessant. Ich vermute, es sind die Bohrtürme.

Denn nach kurzer Recherche habe ich rausgefunden, dass das hintere Schiff die Enesco DS-4 ist. Ein Bohrschiff natürlich, welche ebenfalls hier zur Wartung sind. Der Rumpf hat eine Schiffslänge von 225 Metern und eine Breite von 40 Metern. Es kann bis zu einer maximalen Tiefe von 12.000 Metern bohren. Erstaunlich und erschreckend zu gleich, was alles so geht, nur um Öl zu fördern.

Die Seeseite des Hafens von Santa Cruz de Tenerife (f/16, ISO 100, 14mm, 30 Sek.) – Kamera: NIKON D750, Objektiv: AF-S NIKKOR 14-24mm 1:2,8G ED

Mittlerweile war sich die Dunkelheit vollends eingeschlichen. Das geht hier auf Teneriffa immer recht fix. Innerhalb von 30 Minuten kann es zappenduster sein. So konnte ich noch mal den Blick auf das ganze Ausmaß des östlichen Hafens von Santa Cruz genießen. Links im Bild ist Thorsten in Aktion zu sehen. Allerdings geht er mit seiner orangen Weste im ganzen Orangelicht fast unter. Auch wird mir hier wieder bewusst was Lichtsmog auf der Welt bedeutet. Eigentlich waren einige winzige Sterne hoch oben am Himmel zu sehen. Das viele Licht, so schön es auch ist, verschmutzt wirklich die Sicht zum Himmel und den Sternen.

Auf diesem Foto ist auch nochmal der schöne Unterschied der Objektive und ihren unterschiedlichen Brennweiten zu erkennen. Mit dem Super-Weitwinkel und 14mm bekommst du super viel drauf aufs Bild. Weiter oben mit 200mm kommst du verdammt nah ran und kannst Dinge sehen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar wären. In solchen Momenten erfreut es mich immer wieder, dieses Equipment zu besitzen und auch nutzen zu können.

Nächtliche Beleuchtung im Hafen Darsena del Este von Santa Cruz de Tenerife (f/16, 15Sek., ISO 100, 200mm) – Kamera: NIKON D750, Objektiv: AF-S NIKKOR 200-500mm 1:5,6E ED VR

Der Wind nahm immer weiter zu und hatte zum Teil mittlerweile recht starke Böen erreicht. Ich hoffte zwar immer noch ein Zeitfenster zwischen zwei Böen zu finden, aber es war keine Chanche. Die Abstände wurden einfach zu kurz bzw. es hörte zum Schluß überhaupt so gar nicht mehr auf. Auch war diese Diesigkeit wieder mehr da, wie Seenebel kam es mir vor. Die Lichter an den Schiffen und Bohrinseln gefielen mir aber zu gut. Ich wollte sie doch gerne irgendwie festhalten und kam schon echt ins gedankliche Schwitzen und mir gingen so langsam die Ideen aus.

Ich spielte mit diversen Belichtungszeiten und ISO Werten, sogar mit offenerer Blende aber es war alles andere als zufriedenstellend. Sogar das Stativ hatte ich schon anders positioniert. Denn Dank der vier Beine, konnte ich zwei auf der Mauer oben ablegen. Auch hatte ich versucht es festzuhalten bzw. zu stabilisieren, was allerdings eine ganz doofe Idee war.  Die meisten Fotos wurden sofort in den Kamerapapierkorb verfrachtet. Als ich mir dann die restlichen 4 Bilder in Lightroom anschaute, dachte ich zuerst ich habe da aus ganz unerklärlichen Gründen einen Fingergrabschen auf der linken Seite drauf.

Zum Glück war es doch nicht so, es ist der weiße Felsen links. Das Bild war recht unscharf durch diese neblige Diesigkeit und der starken Windverhältnisse. Hilft ja nix, so wie die oberen zwei Bilder habe ich dann auch dieses mit dem PlugIn Presharper RAW in Lightroom „verschlimmbessert“. Stolz bin ich nicht auf dieses Foto, aber die Lichter waren zu schön….

Fazit:

Ich habe alles gegeben und nur das zählt für mich. Vielleicht wird es ein anderes Mal hoffentlich besser – unter angenehmeren Bedingungen. Denn wie immer – Aufgeben zählt nicht bei mir. Ganz nach dem Spruch:

Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst!
apanische Weisheit

In der Zwischenzeit hörten wir schon zwei weitere Autos mit laut aufgedrehter Musik ankommen. Eine kleine Gruppe sehr gut gelaunter junger Canarios stieg aus. Erst dachten wir, dass sie zu einer Party auf der Luxusjacht eingeladen sind, da sie direkt davor parkten. Stimmte aber nicht. Sie kamen zum Chillen und Nachtangeln.

Die Stimmung war einfach toll und so unkompliziert hier. Ich hatte meine Motive soweit es möglich war hier oben eingefangen. Thorsten war schon unten und fotografierte unseren Mini von allen Seiten. Da sah ich die Mondsichel oben am Himmel und beim genauen Hingucken auch noch ein paar kleine Sternchens. Genial! Ich war hocherfreut.

Und da kam mir auch schon die nächste Idee. Also zack runter…

Viertelmond über Santa Cruz (f/16, ISO 100, 15mm, 15 Sek., mit Stativ) – Kamera: NIKON D750, Objektiv: AF-S NIKKOR 14-24mm 1:2,8G ED

Unten wieder angekommen, tauschte ich wieder die Objektive aus und nahm das Super-Weitwinkel wieder drauf. In der großen Hoffnung, dass das Super-Weitwinkel auch wirklich so richtig superweitwinkelig ist. Ich kniete schon fast auf dem Boden und probierte verschiedene Perspektiven aus um Mond und diese orangeleuchtenden Reflexionen auf dem Wasser gleichzeitig einfangen zu können. Ja…. es ist so wunderbar toll. Perfekt!!!

Dann befestigte ich die Kamera erneut auf dem Stativ und positionierte sie genau an diese ausgesuchte Stelle. Ich musste die Kamera recht weit nach oben schwenken, um auch noch den Mond zusammen mit den Reflexionen ablichten zu können. Was dann aber Dank Lightroom wieder in den korrekten Winkel zurecht gerückt werden konnte, denn stürzende Linien, wie kippende Häuser oder Laternenpfeiler gefallen mir so gar nicht. Ein absolutes NoGo…

Das einzige ist, für diese Kippung geht recht viel Bildmaterial verloren. Deshalb ist es bei solchen Situationen immer von Vorteil etwas mehr Bildumfang aufzunehmen. Mit anderen Worten den Bildausschnitt nicht zu sehr einzuschränken. Das wäre dann ärgerlich, wenn dadurch das Bild futsch ist. Vielleicht habe ich es auch einen Ticken zu lange belichtet, denn der Mond ist schon am Wandern und dadurch leicht verzogen, aber so habe ich das Bildrauschen unter Kontrolle.

Als ich Thorsten dieses Foto zeigte, meinte er schmunzelnd, dass der Mond ja noch viel zu weit oben ist. Stimmt, aber so lange warten wollte ich nun auch wieder nicht, schließlich wollen wir ja auch noch Essen gehen. Dafür hat der Mond ein schönes Sternenglitzern runterherum bekommen. Das hat auch was. Irgendetwas ist ja immer – sonst wäre es ja auch langweilig….

Unser Mini Roadster von Thorsten perfekt in Hafen-Szene gesetzt

Und hier ist mein absolutes Lieblingsfoto von der ganzen Fotosession an diesem Abend. Deshalb musste es natürlich auch unbedingt mit rein. Das ist allerdings von Thorsten fotografiert worden. Ich liebe unseren kleinen süßen Flitzer. Mit diesem maritimen Hafenstadtflair im Hintergrund und der direkten Beleuchtung durch die Laternen hat Thorsten den Mini Roadster perfekt in Szene gesetzt. Das tollste Auto… – das sagten uns auch immer wieder die Canarios heute Abend beim Vorbeigehen.

Super zufrieden und genialst gut gelaunt verließen wir dann diesen wunderbaren Ort und fuhren anschließend in die Stadt rein um dort ein nettes Restaurant aufzusuchen. Das ist eines der großen Vorteile im warmen Süden zu leben, denn gegessen wird hier zur späterer Stunde. Somit lagen wir super in der Zeit.

Was für ein schöner Abend… Denn nach dem Essen fotografierten wir den Plaza de España – Samstag Nacht und musste mal wieder feststellen das nicht jeder Abend gleiche Bedingungen zum Fotografieren mitbringt. Ganz nach dem Motto: Samstag ist nicht Freitag.

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